Weben - eine echte Kunst!

10.02.14

Wer das Glück hatte, einmal eine Weberei besichtigen zu können, kam vermutlich aus dem Staunen nicht heraus: Von hunderten Garnspulen im Zettelgatter (720 sind es in der Cotonea-Weberei) werden bis zu 16.000 exakt gleich lange Fäden parallel auf die Zettelwalze (den Kettbaum) geführt und aufgewickelt. „Zettel“ steht für „Kette“, die Zettelmaschine produziert also die „Kette“, den „Träger“ des späteren Gewebes, in den anschließend die Webmaschine die Querfäden (Schussfäden) schießt. Vor dem Weben, das extrem belastend für die Fäden ist, wird die Kette im Tauchbad mit einer Stärkeschlichte präpariert. Erst dann ist der fertige Kettbaum bereit für die Webmaschine.

Weben ist eine der ältesten Techniken der Menschheit. Das Verfahren, das schon vor 9000 Jahren angewendet wurde, hat sich im Prinzip bis heute nicht verändert. Nach wie vor werden zwei Fadensysteme rechtwinklig gekreuzt. Die gespannten Fäden heißen Kettfäden, die im rechten Winkel dazu durchgeschossenen Fäden nennt man Schussfäden. Das Durchführen des Schussfadens geschieht durch das offene „Fach“, das sich durch gezieltes Heben und Senken der Kettfäden bildet. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts machte man das in Handarbeit, was zeitaufwendig und fehleranfällig war. Eine wunderbare Erklärung dieser Mechanik liefert die Sendung mit der Maus (» Link zur Sendung).

1805 entwickelte Joseph-Marie Jacquard die erste durch Lochkarten gesteuerte Muster-Webmaschine. Loch = Fabenhebung, kein Loch = Fadensenkung. 1840 erfand Louis Ferdinand Schönherr den vollautomatischen Webstuhl für die Tuchproduktion und löste damit eine Revolution aus. Sie brachte Wohlstand und Elend zugleich und führte zum Aufstand des Proletariats. Der Clou an Schönherrs Erfindung war, dass die Kettfäden auf zwei Rahmen statt auf einen gespannt wurden. Diese Rahmen konnten gegeneinander bewegt und dazwischen jeweils der Querfaden geschossen werden. Ein mechanischer Webstuhl ersetzte fortan 100 Weber und Weberinnen.

Heute trägt eine moderne Hochleistungs-Projektilmaschine etwa 1.100 Meter Schussfaden in der Minute ein. Das Besondere an dieser Technik ist, dass das Garn immer von links nach rechts in einer Länge eingetragen wird. Es gibt keine Rückbewegung des Fadens und deshalb auch keine Webkante mehr, wie man sie von der Schiffchentechnik kennt. Dieses Projektilweben (das Projektil wird über einen mechanischen Schlag beschleunigt) ist die älteste automatische Webtechnik. Cotonea setzt Projektilmaschinen ein.

Heute üblich ist das so genannte Luftweben (der Faden wird durch Druckluft bewegt), und auch das Greiferweben wird eingesetzt, bei dem der Faden von einem Greifer von links bis zur Mitte gebracht und dann von einem von rechts kommenden Greifer bis zum rechten Ende durchgezogen wird.

Jetzt ein Überblick für Freaks:

  • Luft: höchste Produktivität und wenn möglich am billigsten, hoher Energiebedarf, billigste Maschine.
  • Greifer: höchste Flexibilität bezüglich unterschiedlicher Materialien zur selben Zeit, Energiebedarf mittel, schwer einzustellen.
  • Projektil: hohe Flexibilität, auch extreme Schussgarne möglich, niedrigster Energiebedarf, teuerste Maschine, sehr langlebig.

Die Baumwoll-Weberei von Cotonea steht in Nachod, Tschechien. Hier werden leichte Kattune, kräftige Cretonnes, edle Satins, feinfädige Popelins und schwere Flanell- und Moltonstoffe gewebt. Hochwertige Bio-Bettwäsche aus Satin, Damast, Edelbiber und Edellinon, Bio-Frottierwaren und Bio-Kleidung - schön, gesund, ökologisch und fair - gibt es im Cotonea Online-Shop oder in der Vivena-Markthalle. Einen Händler in Ihrer Nähe finden Sie auf der Seite Händlersuche.