Die Hektar-Erträge gut geschulter Bio-Farmer in unseren Baumwollprojekten Uganda und Kirgistan sind heute im Durchschnitt deutlich höher, als die Erträge ihrer dort konventionell wirtschaftenden Kollegen. Ihr Flächenbedarf ist also eher geringer oder gleich, obwohl die konventionelle Agrarlobby nicht müde wird, das Gegenteil zu behaupten. Wir wollten wissen: Gibt es Studien, die unsere Erfahrungen bestätigen. Und tatsächlich, es gibt sie in großer Zahl.
Die weltweit höchsten Baumwoll-Erträge haben wir 2013 mit denen unserer besten Bio-Bauern in Kirgistan und Uganda verglichen. Es zeigte sich, dass deren Hektar-Erträge nur dreizehn (Kirgistan) bzw. 18 Prozent (Uganda) unter denen der Weltspitze lagen. Die größte Metastudie (University of Berkeley, veröffentlicht 12/2014) kommt zu demselben Ergebnis. Danach liegen die Erträge im biologischen Anbau im Mittel um 19 Prozent unter denen der konventionellen Landwirtschaft. Je nach Kombination der Feldfrüchte schrumpft die Differenz auf nur noch 8 bis 9 Prozent, bei Hülsenfrüchten unterscheiden sich die Erträge gar nicht mehr. Auch das deckt sich mit unseren Erfahrungen in Uganda, wo Hülsenfrüchte als Zwischenfrucht mit kurzer Anbaudauer hohe Erträge bringen.
Die Differenz von 20 Prozent ergibt sich vor allem bei Getreide, was – so die Wissenschaftler – an der jahrzehntelangen Züchtung von Sorten speziell für konventionelle Anbaumethoden liegt. Niedrigere Erträge, egal um welchen Prozentsatz, werden jedoch überkompensiert durch den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, die letztlich unser Überleben sichert. Außerdem erhält die ökologische Landwirtschaft endliche Ressourcen, gesundes Grundwasser und die Vielfalt der Arten – auch sie sind unverzichtbar für unser Überleben, was aktuell dramatisch am Insektensterben sichtbar wird.
Der Studie zufolge wird lediglich knapp ein Prozent der weltweiten Flächen ökologisch bewirtschaftet – so auch bei der Baumwolle. „Das wird sich nur ändern, wenn die Erträge bezüglich Produktivität und Kosten vergleichbar sind“, lautet das Resümee der Autoren. Und ihre Studie liefert den Nachweis, dass das längst möglich ist: Mit Know How und den richtigen Anbaumethoden lassen sich zudem die Kosten drastisch reduzieren, der finanzielle Ertrag der Landwirte steigt über die Jahre überproportional. Das FiBL (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau) in der Schweiz kam in einer über 21 Jahre angelegten Studie zu ähnlichen Ergebnissen:
„In den ersten 21 Jahren des Versuchs hat der rund 50 Prozent geringere Einsatz an Düngern und fossiler Energie, und der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel in den biologischen Anbausystemen, zu durchschnittlich nur 20 Prozent niedrigeren Ernte-Erträgen (bei gleichzeitig deutlich höheren finanziellen Erträgen) im Vergleich zum konventionellen System geführt.“
Großen Einfluss auf die Erträge hat die Bodenfruchtbarkeit. Auch sie wurde von den Forschern des FiBL untersucht. Das Ergebnis: „Dank der langen Laufzeit des Versuches sind heute Auswirkungen der unterschiedlichen Bewirtschaftungsverfahren auf den Boden erkennbar. Es stellte sich heraus, dass beispielsweise in den biologisch bewirtschafteten Versuchsparzellen 25 Prozent mehr kleinster Bodenlebewesen vorkommen und die Bodenfruchtbarkeit langfristig höher ist als auf den konventionell bewirtschafteten Parzellen.“
Fazit: Der nahezu identische Flächenbedarf (= identischer Hektarertrag), geringerer finanzieller Einsatz, die Schonung der Umwelt und der Erhalt der Artenvielfalt sind Argumente genug, um endlich grundsätzlich in Richtung „Bio-Landbau“ umzudenken. Die Politik darf nicht länger vor dem Oligopol der Agro-Industrie und ihren Lobbyisten in die Knie gehen! Ein „Nein“ zur Verlängerung der Glyphosat-Zulassung durch die EU und ein völliges Verbot der Neonicotionide wäre ein erster Schritt!
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