Baumwolle ist mit Abstand die am häufigsten verwendete Naturfaser. Das hat Gründe, denn sie hat unzählige Vorteile: Die Faser ist hautfreundlich, pflegeleicht, strapazierfähig, reißfest und widerstandsfähig; sie kann große Mengen Schweiß aufnehmen und lässt sich durch heißes Waschen problemlos reinigen. Selbst hohe Waschtemperaturen machen ihr nichts aus. Die Pflanze ist sehr genügsam, trotzdem kann sie nicht unendlich und erst recht nicht überall angebaut werden. Die Nachfrage ist längst größer als das Angebot, weshalb verstärkt synthetische Fasern (gewonnen aus der nicht erneuerbaren Ressource Erdöl) eingesetzt werden, die – wie inzwischen jeder weiß – die Meere verseuchen.
Immer schneller wechselnde Mode-Kollektionen haben zu einer Wegwerf-Mentalität geführt, die den Konsum weiter anheizt. Um diese Spirale in Gang zu halten, betreiben große Modelabels Gewissensberuhigung, indem sie das Baumwoll-Recycling propagieren. Was für ein Unfug! In Wahrheit gehen die meisten Kleidungsstücke nach Afrika oder Osteuropa, ein kleiner Rest wird zu Putzlappen oder Dämm-Material verarbeitet.
Baumwoll-Fasern zu recyceln wäre eine richtig gute Idee, wenn denn die Stoffe auch nur annähernd dieselbe Qualität hätten wie das ursprüngliche Material. „Die Qualität ist auch so schon Mist“ zitiert die Wochenzeitung DIE ZEIT den Reutlinger Spezialisten für Textile Verfahrenstechnik, Kai Nebel, in ihrem Artikel „Her mit den Lumpen“. Selbst wenn man nur 30 Prozent recycelte Fasern einsetzte, sei die Qualität der Stoffe schlechter als vorher. Sie seien zwei- bis dreimal so teuer wie neue Stoffe, außerdem verbraucht die erforderliche Logistik unendlich viel Energie. Das deckt sich mit den Aussagen anderer Experten und mit unseren eigenen Erfahrungen. Trotzdem werben die Modekonzerne unermüdlich für dieses Verfahren. Sie lullen damit das Gewissen ihrer Kunden ein, um die Nachfrage weiter zu steigern. Das kann man so machen – es ist aber „Mist“.
Eine Lösung könnte der Cradle to Cradle-Ansatz sein: Dafür wird die Kleidung kompostiert und dem biologischen Kreislauf wieder zugeführt. Das wäre allemal sinnvoller, als sie über den Hausmüll auf die Deponie bzw. in die Müllverbrennungsanlage zu schaffen. Einschränkung für diese Lösung: Für die Herstellung dürfen keine giftigen Substanzen eingesetzt werden. Das wiederum tun die meisten Produzenten nicht – lieber setzen sie auf fragwürdiges Recycling. „Ein Schelm, der Übles dabei denkt.“
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