Niemand hinterfragt ernsthaft die Behauptung, mit ökologischer Landwirtschaft könne man nicht genügend Nahrungsmittel produzieren, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Forscherinnen an der University of California haben das jetzt getan. Die Meta-Studie, die 115 Einzelstudien (und damit dreimal mehr Datensätze als bisher) ausgewertet hat, kommt zu dem Ergebnis: Diese Behauptung ist falsch.
Unabhängig von der Diskussion um die jeweilige Anbaumethode weisen die beiden Autorinnen der Studie, Lauren Ponisio und Claire Kremen,zu Recht darauf hin, dass die Nahrungsmittelproduktion den Bedarf weit übersteigt. Jedes Jahr werden riesige Mengen vernichtet. „Um den Hunger in der Welt zu besiegen, braucht es keine Steigerung der Produktion sondern einen besseren Zugang zu Nahrungsmitteln“, resümiert Kremen. Außerdem, so geben die Forscherinnen zu bedenken, sei es falsch, ausschließlich auf den Bio-Landbau zu fokussieren, ohne den konventionellen Anbau kritisch unter die Lupe zu nehmen, denn die immerwährende Ertragssteigerung durch den Einsatz synthetischer Düngemittel sei längst Vergangenheit. Zudem stellte sich heraus, dass die bisherigen Studien zugunsten des konventionellen Anbaus voreingenommen waren.
Ein Vergleich der Ernteerträge beider Anbaumethoden hat gezeigt: Ein Fruchtwechsel (jährlicher Wechsel der angebauten Feldfrüchte) und Zwischensaaten (der Anbau unterschiedlicher Feldfrüchte auf einem Acker statt Monokulturen) steigern die Erträge aus biologischer Landwirtschaft erheblich. Die Differenz liegt dann nur noch bei acht bis neun Prozent. Nahezu identische Erträge brachten Stickstoff-bindende Leguminosen wie Erbsen, Bohnen oder Linsen. Mit Investitionen in agro-ökologische Forschungen und Verbesserungen im Management sei das in vielen Regionen der Welt auch für andere Feldfrüchte zu erreichen, so die Autorinnen.
Für Kremen stellt sich nicht die Frage, ob sondern wie sich der Anteil ökologisch produzierter Nahrungsmittel steigen lässt. „It's not a choice, it's a necessity.“ „Wir können nicht länger Nahrung produzieren, ohne uns um den Erhalt unserer Böden, unseres Wassers und um die Artenvielfalt zu sorgen.“
Wir teilen diese Überzeugung, und unsere Erfahrungen sind dieselben: Ein Bauer, der sich mit ökologischer Landwirtschaft gut auskennt, kann dieselben Erträge ernten wie sein konventioneller Kollege. Der Hektarertrag von Raimov Makambai (Zweiter von rechts) in Kirgistan liegt mit 1650 kg sogar über dem Durchschnittsertrag konventionell wirtschaftender Baumwollbauern in der Türkei. Werden Böden, Wasser, Gesundheit, finanzielle Entlastung eingerechnet, liegt sein Ertrag deutlich über dem konventionellen.
News der University of California zur Studie: http://newscenter.berkeley.edu/2014/12/09/organic-conventional-farming-yield-gap/
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