Cotonea setzt auf ehrliche Bio-Baumwolle

17.08.17
Cotonea setzt auf ehrliche Bio-Baumwolle

GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle enthält genmanipulierte Organismen (GVO). Die Richtlinien verbieten das, aber der GOTS geht den Vorwürfen nicht nach sondern zweifelt am Testverfahren.

Nicht nur wir warnen schon lange: In Indien wird es irgendwann weder GVO-freie Baumwolle noch sauberes Saatgut geben, denn manipulierte Gene gelangen über Pollenflug auch in nicht-manipulierte Pflanzen derselben Art und damit in deren Saatgut. Vor allem Indien, wo 2002 erstmals GVO-Baumwolle angebaut wurde und wo der Anteil inzwischen bei weit über 90 Prozent liegt, hat nun ein großes Problem. Jetzt wurden GVO-Verunreinigungen in GOTS-zertifiziertem Baumwollgarn aus Indien gefunden.

Der Verdacht, dass zertifizierte Bio-Baumwolle GVO enthält, wurde schon im April 2009 von der staatlichen indischen Export-Organisation Apeda geäußert. Deren Direktor, Sanjay Dave, sprach seinerzeit von Betrugsfällen "gigantischen Ausmaßes". Dutzende Dörfer hätten zusammen mit westlichen Zertifizierungsfirmen große Mengen gentechnisch veränderter Baumwolle in den Handel gebracht, hieß es in einem Artikel der Financial Times Deutschland. Damals ging man davon aus, dass die Bio-Textilbranche sich nicht den Ast absägen würde, auf dem sie sitzt und sie deshalb fortan die Produktionsabläufe stärker selber überwachen würde. Doch daraus wurde leider nichts.

Jetzt hat das Schweizer Magazin Saldo (vergleichbar dem deutschen Ökotest-Magazin) in Indien recherchiert und GOTS-zertifiziertes Bio-Garn testen lassen. Ergebnis: Das deutsche Labor hat hohe GVO-Verunreinigungen nachgewiesen. Damit konfrontiert, wehrt sich eine GOTS-Sprecherin „man könne GVO nur in der Rohbaumwolle, nicht aber im Garn nachweisen“. Sofern man lediglich billige Schnellverfahren anwendet, ist diese Aussage richtig. Will man es wirklich wissen und gibt für belastbare Tests mehr Geld aus, so ist diese Aussage falsch.

Die Positionen sind eindeutig

Die EU sagt: „Erzeugnisse, die aus oder durch GVO erzeugt wurden, sind mit … der Auffassung der Verbraucher von ökologischen/ biologischen Erzeugnissen unvereinbar“. Ein Betrug mit Bio-Siegeln ist deshalb bewusste Verbraucher-Täuschung.

Das Magazin Saldo berichtet das, was seit langem befürchtet wird: Reines Bio-Saatgut sei in Indien kaum mehr zu haben, und selbst als GVO-frei deklariertes Saatgut sei oft kontaminiert.

Indische Händler und Produzenten sind nicht aus Not korrupt. Mangelndes Unrechtsbewusstsein und Gewinnsucht spielen eine große Rolle. Wir haben es selbst erfahren: Weil Bio-Baumwolle bis zu 15 Prozent teurer ist, kaufen indische Händler lieber konventionelle und besorgen das Bio-Zertifikat dafür später.

Der GOTS erlaubt keinerlei GVO-Verunreinigung, nämlich 0,0 Prozent im Endprodukt. Während er die Einhaltung aller anderen Bio-Kriterien streng kontrolliert, schreibt er keine GVO-Tests vor. Warum? Wie gesagt: Gute und belastbare Testverfahren sind aufwendig und teuer, sie deshalb nicht durchzuführen ist fahrlässig!

Wir lassen Saatgut und Baumwolle durch das Speziallabor Impetus Bioscience in Bremerhaven auf GVO-Rückstände testen, weil wir für uns und unsere Kunden Sicherheit wollen. Wir tun das, obwohl die Flächen unseres kirgisischen Baumwoll-Projektes weit genug von GVO-Flächen entfernt sind und Uganda, unser zweites Projekt-Land, sich komplett gegen Gentechnik entschieden hat.

Wir verlangen, dass der GOTS den jetzt im Raum stehenden Vorwürfen umgehend gewissenhaft nachgeht. Der Ruf der gesamten Bio-Textilbranche steht auf dem Spiel. Cotonea setzt sich seit jeher ganz grundsätzlich für eine gentechnik-freie Landwirtschaft ein, aus Gründen, die weit über das Problem der GVO-Rückstände hinausgehen.

Wir wollen, dass Saatgut frei verfügbar ist und bleibt. Die Bauern müssen es aus der Ernte des Vorjahres kostenlos zurückhalten und wieder aussäen können, ohne dafür Lizenzgebühren zahlen zu müssen!

Wir fordern einen Stopp der Glyphosat-Zulassung. GVO-Baumwolle enthält ein bakterielles Gen, das sie ein Enzym produzieren lässt, wodurch sie immun wird gegen das Herbizid Glyphosat. So kann dieses Unkrautvernichtungsmittel – großflächig eingesetzt – alle anderen Pflanzen, die außer der Baumwolle auf einem Acker wachsen, vernichten. Neben der konventionellen industriellen Landwirtschaft tragen auch gentechnisch veränderte Pflanzen zum weltweiten Artensterben bei.

Und wir fordern ein Ende der Fast-Fashion-Unkultur, denn sie hat zu einem derart hohen Ressourcenverbrauch geführt, dass immer schädlichere Produktionsmethoden eingesetzt werden – und zwar über die gesamte Herstellungskette – um diesen Konsumwahn aufrecht erhalten zu können.