Im Anbauprojekt wird unter anderem Chili als kommerzielle Zwischenfrucht angebaut. ©Cotonea
Weltweit schwindet die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Böden dramatisch. Schon 40 Prozent der globalen Böden sind laut den Vereinten Nationen* degradiert. Doch in Afrika zeigt sich eine vielversprechende Perspektive.
Die Welternährungsorganisation FAO warnt, dass bis 2050 bis zu 90% der Ackerböden gefährdet sein könnten.* Die Gründe für den Bodenverlust sind wissenschaftlich belegt: Die konventionelle Landwirtschaft überstrapaziert ihre eigene Grundlage unter Einsatz von Kunstdüngern, Gentechnik, Pestiziden. Die Folge ist eine Reduzierung der Bodenlebewesen und verminderte Fruchtbarkeit. Welches Potenzial Afrika hat, erlebt Roland Stelzer, Geschäftsführer der Biobaumwollmarke Cotonea fast täglich. Das Unternehmen hat 2009 ein Anbauprojekt im Norden Ugandas mit aufgebaut, und bezieht einen Teil seiner Biobaumwolle von dort. Er sagt: „Unsere Bio-Farmer dort zeigen, dass es anders geht: Sie haben deutlich mehr Ertrag als ein konventioneller Farmer – sogar im Vergleich mit den USA.“
Eine gute Ausgangslage des von der Gulu Agricultural Developement Company (GADC) im Norden Ugandas initiierten Projekts: Die Böden sind (wie in vielen Regionen Afrikas), noch nicht durch konventionelle Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen.
Durch Schulungen (Organic Farming Practices nach bestem Standard) und Landwirtschaftspraktiken wie Fruchtwechsel, Vielfruchtfelder, Agroforest, Terrapreta können die Farmer die Böden erhalten oder sogar noch verbessern: Anfangs erzeugt ein Farmer 150 bis 200 kg Baumwollfasern pro Hektar. Später liegt der Ertrag bei derzeit durchschnittlich 680 kg pro Hektar. Die besten Farmer schaffen 1.600 kg pro Hektar und zeigen so, was möglich ist. Die Bodenqualität verbessert sich kontinuierlich und der Boden wird wieder mit mehr Mikroorganismen durchsetzt, was auch dem Ertrag zu Gute kommt.
Neben der Biobaumwolle werden die Feldwechselfrüchte ebenfalls kommerziell angebaut; hauptsächlich Sesam, daneben Chili oder Sonnenblumenkerne. Mehrere Standbeine bedeuten für die Farmer wirtschaftliche Sicherheit. Hinzu kommen verschiedene Nutzpflanzen für den Eigengebrauch.
In den USA und der konventionellen Landwirtschaft fallen Maschinenkosten, Treibstoffkosten, Düngerkosten, Pestizidkosten an; vier Kostenblöcke, die im GADC-Projekt in Uganda nicht anfallen. Ziehe man von den Flächenerträgen die Kosten ab, sei der Nettoertrag im GADC-Projekt in Uganda durchschnittlich höher, beobachtet Stelzer: Dort ernährten ein bis zwei Hektar einen Farmer, in den USA seien vierstellige Hektar dafür notwendig.
Roland Stelzer resümiert: „Ich sehe in der Biolandwirtschaft in Afrika ein großes Potenzial. Die ganze Region ist sehr fruchtbar und könnte zur Nahrungsquelle der Welt werden.“
*Quellen:
United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD), 2018
Food and Agriculture Organization of the UN (FAO), 2022
Veröffentlicht in: Der Mittelstand. BVMW e.V. (Hrsg.): ExportManager. Afrika Contact. Das Außenwirtschaftsmagazin 1 (2024), S. 17-18.