Der Anbau von Bio-Baumwolle war 2007 der Auslöser für die landesweite Verbreitung der ökologischen Landwirtschaft in Kirgistan. Bild: Klaus J.A. Mellenthin
Das kirgisische Parlament gab Ende 2018 einen bemerkenswerten Zehnjahresplan bekannt: Bis 2028 soll die gesamte Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umgestellt sein. Bereits 2014 wurden genmanipulierte Saaten komplett verboten. Kirgistans Wirtschaftsleistung hängt zu 40 Prozent vom Agrarsektor ab. Mit diesem Schritt macht sich das kleine zentralasiatische Land zukunftsfähig und erarbeitet sich ein Alleinstellungsmerkmal in der Welt. Kirgistan ist (neben Bhutan) das zweite Land, das so konsequent die Weichen in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit stellt.
Es mag übertrieben klingen, wenn die kirgisische Regierung davon spricht, ein ökologisches Paradies schaffen zu wollen. Klar ist aber – und das bestätigen uns auch unsere Partner in Kirgistan – dass es ein großes und ernsthaftes Interesse seitens der Regierung gibt, diesen Beschluss tatsächlich umzusetzen. Und das Potenzial dafür ist groß. Bis 2028 sollen ausschließlich biologische Pflanzenschutzmittel und organischer Dünger verwendet werden.
Die ökologische Landwirtschaft Kirgistans geht zurück auf eine Initiative für den ökologischen Baumwollanbau in der Region Jalal-Abad 2004. Aus ihr entwickelte sich die Cooperative „Biofarmers“ und später „Bio Service“, eine gemeinnützige Stiftung, an deren Gründung maßgeblich die Schweizer Entwicklungshilfe-Organisation Helvetas und das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft beteiligt waren. Seit 2007 berät und schult „Bio Service“ Kirgistans Bauern über die Bio-Baumwolle hinaus bezüglich Produktion, Zertifizierung und Qualitätsmanagement in der gesamten ökologischen Landwirtschaft.
Es war ein Glücksfall, dass Cotonea vom Start weg Partner in diesem Baumwoll-Projekt war. Zwar haben wir die ersten drei Ernten während der Umstellung nicht abgenommen, aber wir konnten unser Wissen und unsere Erfahrungen von Anfang an in das Projekt mit einbringen. Die erste "echte" Bio-Baumwollernte wurde dann 2007 eingebracht, zu Beginn des Jahres 2008 an Cotonea geliefert, und sie betrug gerade einmal 40 Tonnen. Aber der Anfang war gemacht. Trotz vieler Rückschläge gelang es über die Jahre, die Qualität kontinuierlich zu verbessern und gute Bio-Baumwolle zu produzieren.