Die weiße Baumwollkapsel vor grünen Bodendeckerpflanzen. Diese Pflanzen bilden ein Kernelement regenerativer Landwirtschaft.
Ein neues Schlagwort breitet sich aus, regenerative Landwirtschaft. Was ist das und wie können wir das einschätzen?
Um das zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurückgehen. Bis noch in die 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, wurden Ackerböden ausschließlich mit Mist, Kompost und verschiedenen Arten organischer Abfälle gedüngt. Der Boden war dadurch gesund und brachte gesunde Pflanzen hervor.
Dann kamen die Mineraldünger auf den Markt. Über künstliche mineralische Dünger wurde den Böden Stickstoff, Phosphat und Kalium zugeführt. Mineralische Dünger sollten eine Art „Superboden“ hervorbringen. Und in einer gewissen Weise taten sie das auch, die Pflanzen brachten höhere Erträge. Das bezieht sich aber nur auf die Kilogramm, denn durch die künstlichen Dünger wurde der Boden ausgelaugt, Mikroorganismen und Pilze nahmen ab und das Bodennahrungsnetz wurde gestört. Parallel dazu nahm auch der Nährwert der Pflanze ab. Also mehr Kilogramm, weniger Nährwert.
Durch die verschlechterten Böden nahm der Schädlingsdruck zu. Abhilfe wurde in Form von Pestiziden gefunden, die den Schädlingen oder Pilzen zu Leibe rückten. Allerdings auch das war nicht kostenlos, diese Mittel verschlechterten die Böden noch weiter.
In wichtigen baumwollanbauenden Ländern wir USA, Brasilien, China, Indien, Pakistan und Australien - damit sind die größten Länder mit Ausnahme von Usbekistan genannt und dabei - wurden darauf hin zwischen 1990 und 2010 gentechnisch veränderte Saaten eingeführt. Für diese gab es noch schärfere Pestizide, die die Pflanze zwar überlebte, der Boden allerdings nicht.
Heute sind sehr große Teile der Ackerböden auf unserer Erde durch diese Entwicklung völlig degeneriert und verarmt.
Dass diese Pestizide, gentechnisch veränderte Saaten und synthetische Mittel auch Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen haben, wollen wir hier nur der Vollständigkeit erwähnen. Dazu gibt es auch viel zu sagen. (weiterführender Link: Glyphosat – nicht nur ein Problem für Bayer)
Es ist wohl offensichtlich, dass der Weg zurück steinig und beschwerlich ist. Dieser Weg zurück ist das, was die regenerative Landwirtschaft bewirken will. Man kann bei so einer Ausgangslage nicht einfach synthetischen Ressourceneinsatz durch ein biologisches Äquivalent ersetzen und alles ist gut. Zuerst müssen die Böden wieder aufgebaut und befähigt werden.
Die Maßnahmen, die zur regenerative Landwirtschaft zählen, müssen sehr genau an die vorhandenen Bedingungen also an die chemische, physikalische und biologische Beschaffenheit des Bodens angepasst werden. Es ist nicht einfach nur - wie man jetzt häufig hört - nicht mehr Pflügen oder Deckkulturen anbauen. Die gute Nachricht ist: Es gibt eine große Palette von Möglichkeiten, die man nützen kann, um Ackerböden wieder fruchtbar, wasserhaltend und ergiebig zu machen. Das braucht Wissen und Verständnis, das braucht Zeit und Flexibilität. Humusaufbauende Maßnahmen kosten auch Geld, aber es ist machbar.
Das Ziel, das man erreichen kann, sind widerstandsfähige und fruchtbare Böden.
In unseren Anbauprojekten in Kirgistan (seit 2004) und Uganda (seit 2009) sind wir bereits auf diesem guten Niveau. Die Erträge sind deutlich besser als diejenigen der benachbarten konventionellen Farmer. Und das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Cotonea freut sich über jeden Bauer, der sich dazu entschließt, die Abwege der letzten Jahrzehnte zu verlassen und seine Böden durch regenerative Maßnahmen wieder gesunden zu lassen. Vielleicht wird er dann am Ende auch richtiger Biobauer.
Nach diesem Goldstandard arbeiten die Bauern, die für Cotonea arbeiten. Sie verdienen unsere Unterstützung, auch zu unserem eigenen Wohl.