Die Karawane der Textilhersteller zieht weiter: Äthiopien ist billiger als Bangladesch

26.01.18
PVH (USA) Claim für die eigene Modemarke

PVH (USA) ist eines der Unternehmen, das im Hawassa Industriepark produzieren lässt

Große Textilketten lassen verstärkt in Äthiopien produzieren – zu Löhnen, die zum Überleben nicht reichen. Möglich wird dies, weil die äthiopische Regierung die Textilexporte des Landes bis 2020 von 100 Mio. USD auf 1 Mrd. USD steigern will – unbeschreibliche 1000 Prozent. Unterstützung leistet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über die GIZ.

Vordergründig scheint alles in Ordnung: Die Fabriken sind neu, es gibt geregelte Arbeitszeiten und -schichten, Pausen und kostenloses Mittagessen. Für uns normal – für Äthiopien purer Luxus. Wohl deshalb – und weil es vor allem für Frauen so gut wie keine bezahlte Arbeit gibt – geben sie sich mit 21 USD im Monat (äthiopische Regierung 2015) zufrieden, obwohl sie an sechs Tagen in der Woche arbeiten und der Lohn trotzdem nicht zum Leben reicht. Der liegt lt. WageIndicator bei 195 USD monatlich. Wird hier mit deutschem Steuergeld die nächste Migrationswelle in Gang gesetzt?

Profiteure sind nicht die Menschen in Äthiopien. Es sind in erster Linie die großen Textilketten, die die Industriehallen pachten – Investoren aus China, Indien, den USA und Korea. Letztlich profitieren sie von deutschen Steuergeldern, denn die Bundesregierung finanziert ein Ausbildungsprogramm, um den wachsenden Bedarf an Arbeitskräften zu decken.

Der größte Teil der billigst produzierten Kleidung aus Äthiopien geht momentan an deutsche Verbraucher. Man könnte deshalb sagen: Das BMZ trägt mit seiner Politik und unserem Steuergeld dazu bei, dass der hiesige Markt mit noch mehr Kleidung überschwemmt wird. Den Profit allerdings streichen u.a. Marken wie Tommy Hilfiger oder Calvin Klein, GAP oder GANT ein.