Baumwollernte auf einem ökologisch bewirtschafteten, regenbewässerten Feld in Uganda. Bild: Klaus J.A. Mellenthin
Wer hat es nur erfunden, das Märchen von der durstigen Baumwolle, wer hat es behauptet, wiederholt, verbreitet und so dafür gesorgt, dass jeder dieses Märchen glaubt? Die Kunstfaser-Industrie vielleicht? Richtig ist: Baumwolle braucht weniger Wasser als alle gängigen Feldfrüchte! Und irgendetwas muss der Bauer schließlich anbauen.
Diese Zuspitzung macht deutlich, dass nicht die Baumwollpflanze das Problem ist. Bei drohender Wasserknappheit entscheidet sich ein Bauer sogar eher für den Anbau von Baumwolle als für andere Feldfrüchte. Probleme sind eher Standort, Anbaumethode und Bewässerungs-Management.
Selbstverständlich mag Baumwolle, wie jede andere Pflanze auch, während der Wachstumsphase von etwa drei Monaten feuchten Boden (keinen sumpfigen, wie in Monokulturen mit schlechtem Wassermanagement). Während der Reifezeit sollten die Temperaturen um die 30 Grad liegen, Feuchtigkeit oder gar Nässe verschlechtern die Qualität. Ideale Standortbedingungen findet man zwischen dem 32. Breitengrad Süd und dem 37. Breitengrad Nord, wo es bisher noch immer ausreichend geregnet hat. Dort konkurriert keine Pflanze mit einer anderen um Wasser.
Aber auch hier nennen inzwischen viele Quellen den 45. Breitengrad Nord als möglich für den Anbau von Baumwolle. Ob, wie in Usbekistan, das am 42. Breitengrad liegt, unkontrollierte Oberflächen-Bewässerung von Monokulturen zu einer Umweltkatastrophe wie dem Austrocknen des Aralsees führt, hängt entscheidend vom Bewässerungs-Management ab. Gezielte Tröpfchen-Bewässerung senkt den Wasserverbrauch enorm, weil kein Wasser durch Verdunstung (nicht durch den „Durst“ der Baumwollpflanze) verloren geht. Bei dieser Bewässerungs-Methode nimmt Israel eine führende Rolle ein.
Misswirtschaft sowie die permanente Wiederholung und Verbreitung falscher Tatsachen haben das Image dieser genügsamen, seit Jahrhunderten vielseitig genutzten Pflanze beschädigt und zugleich die Bauern, die auf ihren Feldern neben anderen Feldfrüchten auch Baumwolle anbauen, in Misskredit gebracht. Selbst auf Unternehmen, die Bio-Baumwolle nach Fairtrade-Regeln anbauen, hat dieses Image zumindest keine positiven Auswirkungen. Wir müssen unbedingt endlich differenzieren zwischen dem, was man dieser alten Kulturpflanze andichtet und dem, was durch Monokulturen, Bewässerung nach der „viel hilft viel-Methode“ und falsche Standortwahl verursacht wird.