Trotz Fair Trade-Siegel gibt es Dumpinglöhne

15.04.13

Am 14. Februar berichteten wir in der News „Cotonea jetzt mit eigener Näherei in Tschechien“ über einen unserer drei tschechischen Zulieferer, der alle Näherinnen entließ, um sie in der nächsten Woche zu Dumpinglöhnen wieder einzustellen. Seither steht ein Teil der Belegschaft mit fairem Einkommen auf der Lohnliste von Cotonea. Die anderen Arbeitnehmerinnen konfektionieren inzwischen Bio-Bettwäsche für einen unserer Konkurrenten – zu Dumpinglöhnen. Der wirbt mit den beiden Siegeln höchster Glaubwürdigkeit: Fair Trade und GOTS.

Als wir diese Information erhielten, waren wir ganz schön baff: Einer unserer Konkurrenten lässt bei unserem ehemaligen tschechischen Zulieferer seine Ware konfektionieren, ohne dass dieser Mindestlöhne einhalten oder eine soziale Absicherung der Arbeiterinnen gewährleisten würde. Unser Konkurrent wirbt trotzdem nach wie vor mit Fair Trade. Was für eine Chuzpe.

Fair Trade verlangt gerechte Löhne in den Erzeugerländern. Das reicht aber nicht, denn Fairtrade überprüft auch die Fertigung in den Industrieländern, und ein Endprodukt, bei dessen Herstellung die gesetzlichen Mindestlöhne unterschritten und die ILO-Kriterien (International Labour Organisation) nicht eingehalten wurden, führt dazu, dass das Endprodukt nicht zertifiziert wird, auch wenn der Rohstoff „echt Fairtrade“ ist. Na, vielleicht weiß unser Konkurrent das noch nicht…

Eine Unschärfe gibt es bei GOTS (Global Organic Textile Standard) mit dem auch Betriebe werben können, die ihr Gewebe in China einkaufen. Selbstverständlich werden die GOTS-zertifizierten Betriebe überprüft, keine Frage. Ob aber die Ware tatsächlich den geforderten Schadstoff-Grenzwerten entspricht, ist fraglich.

Wer ist verantwortlich? Die Zertifizierer? Der Zulieferer? Die Regierung, die keine schärferen Gesetze erlässt? Alle haben einen Anteil daran, sind aber nur ein Teil des Problems.

Die Verantwortung liegt in erster Linie bei den Herstellern. Es ist nicht einmal grundsätzlich etwas dagegen zu sagen, Öko-Produkte wie alle anderen zu behandeln und sie mit größtmöglichem Profit zu verkaufen. Der Knackpunkt ist die Definition von „größtmöglich“. „Größtmöglich“ braucht eine klare ethische Haltung und ein Verantwortungsbewusstsein – nicht nur für sich selbst sondern auch für andere, auch ohne strenge gesetzliche Vorschriften in den Herstellungsländern. Und sie liegt bei den Verbrauchern, die nicht bereit sind, für faire Arbeitsbedingungen und ökologische Wirtschaftsweise zu zahlen.

Cotonea Bio-Bettwäsche, Bio-Frottierwaren und Bio-Kleidung ist kompromisslos ökologisch, fair und gesund. Sie ist erhältlich im Cotonea Online-Shop.