H&M prüft Produktion in Äthiopien

27.08.13
Dazwischen liegen Welten: Beyoncé ist das neue Gesicht von H&M (Foto H&M)

Die Karawane zieht weiter: Was nützen den Arbeiterinnen in Südchinas Textilfabriken ihre höheren Löhne, wenn ihnen dadurch die Aufträge ausgehen? H&M testet jetzt die Produktion in Äthiopien, weil die Stückkosten dort um die Hälfte billiger sind als in China. Und H&M will seine Expansion sichern. Äthiopien wiederum lockt Investoren ins Land, weil es sich vom Agrar- zum Industrieland entwickeln will. Wird die Rechnung aufgehen?

Einst lockte das Land NRW mit Subventionen Nokia nach Bochum. Genützt hat es nichts. Als die Löhne stiegen, wurde 2008 das Werk wegen zu hoher Lohnkosten geschlossen. Nokia zog weiter den Subventionen hinterher - nach Rumänien. Bis auch dieses Werk nur drei Jahre später dichtgemacht werden musste, weil Nokia in existenziellen Schwierigkeiten war. Unter dem Strich hat niemand profitiert, viele Steuergelder wurden in den Sand gesetzt.

Zurück zu H&M: Was will man erwarten von einem Konzern dessen einzige Strategie „Wachstum“ ist? Der nicht nach dem „wofür“ oder „warum“ fragt und schon gar nicht nach der Verschwendung von Ressourcen? Solange Kundinnen bereit sind, mehr für die Werbung ihres T-Shirts auszugeben als für dessen Produktion, und dafür trotzdem nicht mehr ausgeben wollen als für drei Kugeln Eis bei Mövenpick, wird sich nichts ändern.

Neben Hersteller und Kundin kommt noch das bitterarme Land Äthiopien ins Spiel. Es will anknüpfen an seine Textilproduktion während der Besatzung durch das faschistische Italien 1939. Bis 2016 will es seine Textilexporte von derzeit 99 Millionen US $ auf eine Milliarde US $ steigern. Wie soll das gehen? „Äthiopien stellt nicht nur Infrastrukturmaßnahmen sondern auch finanzielle Unterstützung in Aussicht“, sagt Rajeev Arora, Generaldirektor des Afrikanischen Baumwoll- und Textilindustrie-Verbandes. Darüber hinaus nennt er Schlüsselanreize wie „wettbewerbsfähige“ Zinsen, billiges Land, billige Arbeit und Steuererleichterungen, die „über die letzten fünf Jahre zu außergewöhnlichen Investitions-Renditen geführt haben“, verrät uns die Seite der Äthiopischen Botschaft.

Es sind immer die armen Länder, die auf diese Weise versuchen, Investoren ins Land zu holen. Die werden kommen – bis das nächste Land günstigere Konditionen offeriert. Und dann zieht eben die Karawane weiter. Zurück bleibt die Armut der einfachen Arbeiter - vor ihrer Haustüre Fabrikruinen. Den Gewinn machen andere.

Cotonea geht einen anderen Weg – mit eigenen Bio-Baumwoll-Projekten in Uganda und Kirgistan. Bio-Bettwäsche, Bio-Frottierwaren und Bio-Kleidung - schön, gesund, ökologisch und fair - gibt es im Cotonea Online-Shop oder in der Vivena-Markthalle. Einen Händler in Ihrer Nähe finden Sie auf der Seite Händlersuche.